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Der Gott des Lichtes wird immer zu Mittwinnter geboren und seine Kraft wächst mit dem länger werden der Tagen bis zum moment seiner stärksten Kraft zu Mittsommer, dem längsten Tag. Und wie bei einem Blick in den Spiegel wird sein "Schattenselbst", der Herr der Finsterniss, zu Mittsommer geboren udn seine Kraft mit dem Wachsen der Nacht zu bis zum Moment seiner größten Macht zu Mittwinter, der längsten Nacht.

Indirekte Hinweise welche diese spiegelbildliche Geburtsmuster unterstützen findet sich in der christianisierten Form eines heidnischen Mythos. Viele Schriftsteller, von Rober Graves zu Stewart Farrar haben wiederholt darauf hingewiesen, dass Jesus mit dem Stechpalmkönig identifiziert wurde, während Johannes der Täufer der Eichkönig war. Deshalb trägt die Stechpalme von allen Bäumen im Wald die Krone. Wenn die Geburt Jesus', des "Lichts der Welt", zu Mittwinter gefeiert wird, besteht christliche Mythologie darauf, dass der Eichkönig (die "Dunkelheit der Welt"?) an Mittsomer geboren (statt gestorben) ist.

An diesem Punkt muss ich von der Meinung von Robert Graves und anderen Schriftstellern die im folgten abweichen. Graves glaubt, dass zu Mittsommer der Sonnenkönig von seinem Rivalen, dem Gott der Dunkelheit getötet wird; genauso wie der Gott der Dunkelheit wiederum durch vom Gott des Lichtes zu Mittwinter getötet wird. Und dennoch wird in der christlichen Volkstradition (abgeleitet von älteren heidnischen Wurzeln) sind es Geburten und nicht Tode welche mit den Sonnenwenden assoziiert werden. Für das Fest von Johannes dem Täufer ist dies sogar noch auffallender, da er die regeln in Bezug auf Heilige bricht.

Johannes ist der einzige Heilige in der gesamten katholischen Hagiographie, dessen Festtag eine Gedenkfeier an seine Geburt anstatt seines Todes ist. In der vergangenen Generation erklärten katholische Nonnen, dass ein Heiliger am Tag seines oder ihres Todes gefeiert wird, da dies tatsächlich eien "Geburt" ins Himmelreich ist. Aber Johannes der Täufer, die einzige Ausnahme, wird nachdrücklich an seinem Geburtstag in diese Welt gefeiert. Obwohl dies von einem christlichen Blickwinkel aus betrachtet keinen Sinn macht, macht es einen perfekten poetischen Sinn aus einem symbolischen heidnischen Blickwinkel aus. (Die weiteren heidnsichen Assoziationen von Johannes dem Täufer werden im Mittsommer Essay ausgeführt).

So wenn die Geburten mit den Sonnenwenden assoziiert werden, wann geschehen die symbolsichen Tode? Wann tötet Goronwy Llew und wann tötet Llew seinerseits Goronwy? Wann überwindet die Dunkelheit das Licht oder das Licht die Dunkelheit? Offensichtlich (zumindest für mich) muss dies an den beiden Tagundnachtgleichen geschehen. Zum Herbstequinox werden die Stunden des Lichts der Tages von den Stunden der Dunkelheit verfinstert. Zum Frühjahrsequinox wird der Prozess umgedreht.  Auch wird die Herbsttagundnachtgleiche, genannt "Erntefest" (Harvest Home) bereits mit Opferung assoziiert, hauptsächlich jenes des Korngeistes oder der Vegetation. In diesem Fall wäre dies identisch mit dem Gott des Lichtes.

In der walisischen Mythology speziell gibt es einen erstaunliche Rechtfertigung für die jahreszeitliche Platzierung des Sonnengott Todes, dessen Bedeutung mir kürzlich in einem Traum auffiel und welche ich woanders nicht gesehen habe. Llew ist der walisische Lichtgott und sein Name bedeutet "Löwe". (Der Löwe ist oft ein Symbol für den Sonnengott). Erw ird von seiner "jungfräuchlichen" Frau Bodeuwedd ausgtrickst mit einem Fuß auf der Kante eines Kessels und dem anderen auf den Rücken einer Ziege zu stehen. Dies ist der einzige Weg wie Llew getötet werden kann und Blodeuwedd's Geliebter, Goronwy, Llews dunkles Selbst, versteckt sich mit einem Speer in der Nähe. Doch als Llew vom Speer getroffen wird, wird er nicht getötet. Stattdessen wird er in einen Adler verwandelt.

Wollen wir das in die Form eines bardischen Rätsels stellen würde es ungefähr so gehen: Wer kann mir sagen in welcher Jahreszeit der Löwe (Llew), verraten durch die Jungfrau (Blodeuwedd), balanciert auf der Waage in einen Adler verwandelt wird? Meine Leser die Astrologen sind Schnappen wahrscheinlich bereits erstaunt nach Luft. Der Ablauf ist astrologisch in der richtigen Reihenfolge: Leo (Löwe), Virgo (Jungfrau), Libra (Waage) und Skorpion (für den der Adler ein bekanntes alternatives Symbol ist. Auch könnten die übriggebliebenen Symbole, Kessel und Ziegenbock, wohl Krebs und Steinbock symbolisieren( Repräsentanten für Sommer und Winter), die Sternzeichen beginnen beide zu den Sonnenwendpunkten. So findet Llew das Gleichgewicht zwischen Kessel und Ziegenbock, zwischen Sommer und Winter, auf dem Gleichgewichtspunkt (Waage) der Herbsttagundnachtgleiche, mit einem Fuß auf der Sommersonnenwende und einen Fuß auf der Wintersonnenwende.

Dies ist natürlich die Antwort zu einem zugehörigen bardischen Rätsel. Wiederholt erzält uns das "Mabinogion", dass Llew mit einem Fuß auf der Kante eines Kessel und mit einem Fuß auf dem Rücken einer Ziege stehen muss um getötet werden zu können. Aber nirgendwo erzählt es uns warum. Warum ist diese besondere Situation die einzige in der Llew überwunden werden kann? Weil es die Tagundnachtgleiche darstellt. Und die Herbsttagundnachtgleiche ist der einzige Zeitpunkt im ganzen Jahr wenn das Licht (Llew) von der Dunkelheit (Goronwy) überwunden werden kann.

Es ist also keine Überraschung, dass wenn für Llew die Zeit komt Goronwy seinerseits zu töten, Llew darauf besteht, dass Goronwy dort steht wo er einst stand, während er (Llew) den Speer wirft. Dies ist keine pure Rachsucht von Llew's Seite. Denn, obwohl das "Mabinogion" nichts davon erzählt, so sollte es mittlerweile offensichtlich sein, dass dies der einzige Zeitpunkt ist, in dem Goronwy überwunden werden kann. Das Licht kann die Dunkelheit nur zur Tagundnachtgleiche überwinden - dieses mal die Frühjahrsequinox. (Interessanterweise hat sogar die christliche Tradition diese Assoziation behalten, obgleich in einer verzerrten form, indem Jesus' Tod nahe dem Frühjahrsequinox gefeiert wird.)

Der walisische Mythos endes mit Gwydion der die untreue Blodeuwedd durch den nächtlichen Himmel verfolgt, und ein Pfad weißer Blumen erblüht wo sie vorbeiläuft, welchen wir heute als die Milchstraße kennen. Als Gwydion sie fängt verzaubert er sie in eine Eule, ein passendes Symbol für den Herbst, genauso wie ihre vorherige Assoziation mit Blumen (sie wurde aus Blumen gemacht) sie mit dem Frühling in Verbindung bringt. Auf die WEise wie Llew und Goronwy Sommer und Winter repräsentieren, repräsentiert Blodeuwedd selbst Frühling und Herbst, als Schutzpatronin der Blumen und Eulen.

Obwohl es sehr viel spekulativer ist denn das vorangehende Material, bringt eine letzte Betrachtung des spiegelbildlichen Lebensmusters von Llew und Goronwy zu einem ultimativen Ende. Obwohl Llew mit dem Sonnenlichtspeer zum Herbstequinox getroffen wird und so als Mensch "stirbt", braucht es eine Weile bis Gwydion ihn in seiner Adlerform entdeckt. Wie lange? Wir können sechs Wochen spekulieren, wenn die Sonne den Mittelpunkt des Sternezichens (oder Form) des Adlers, Skorpion erreicht - zu Samhain (Halloween). Und wenn dies richtig ist, kann es sein, dass Llew letzten Endes zur Samhain für die Oberen Welt "stirbt" und nun durch die Tore des Todes schreitet wo er sofort zum König der Unterwelt, dem Narrenkönig (Herr der Chaos) gekrönt wird! (In der Mittelalterlichen Tradition regierte ein Narrenkönig von Halloween zur alten Weihnachtszeit - oder vor dem Wechsel des Kalenders bis zur Wintersonnenwende).

In der Zwischenzeit wird Goronwy (mit Blodeuwedd an seiner Seite) zum König der Oberen Welt gekrönt und besetzt Llews alten Thron zu Beginn von Samhain. So hat Goronwy zur Wintersonnenwende seine Position der größten Kraft in unserer Welt erreicht, im gleichen Moment in dem Llew, der nun auf Goronwy's alten Thron sitzt seine Position der größten Macht in der Unterwelt erreicht hat. Wie auch immer, zur Wintersonnenwende wird Llew wiedergeboren als Säugling (und als sein eigener Sohn!) in unsere Welt. Und als Llew später die Zeit seiner Männlichkeit erreicht, beseitigt er Goronwy zum Frühjahrsequinox, Goronwy wird dann zu Beltane den Unterweltsthron besteigen, doch wird zu Mittsommer in unsere Welt als Säugling geboren, um später Llew auf's Neue zu besiegen. Und so schließst sich der Kreis endlich, der einem kunstvoll verwobenen, niemals-endenden keltischen Knotenmuster ähnelt.

So ist Mittsommer (für mich zumindest) eine Feier des Sonnengottes auf seinem Zenit, einem gekrönten König auf seinem Thron. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Macht und nach wie vor 1/4 Jahr von seinem rituellen Tod durch seinen Rivalen entfernt. Wie auch immer wird im gleichen Moment seiner größten Macht, sein dunklern Zwilling, der Samen seines Untergangs, geboren - genau wie die Tage kürzer werden. Der Speer und der Kessel wurden oft als Symbole für diesen Feiertag genommen und jetzt sollte leicht zu sehen sein warum. Sonnengötter sein bildlich meist mit Speeren assoziiert (selbst Jesus wird von einem verletzt), und der Mittsommerkessel des Krebs ist ein Symbol der Göttin ihrer Fülle. Wenn wir etwas von dieser Geschichte vom vierten Zweig des "Mabionogion" gelernt haben, dann ist es die Kraft der Mythen - wie sie uns immer noch lehren und führen können, viele Jahrhunderte nachdem sie von der gesprochenen zur schriftlichen Tradition gewechselt sind. Und in unseren Studien haben wir erst gerade angefangen an der Oberfläche zu kratzen.

Copyright © 1988, 2002 by Mike Nichols. Deutsche Übersetzung 2005 von Ishtar für sternenkreis.de



Mike Nichols
Ist Autor der Website "The Witches' Sabbats" einer Sammlugn von Essays zu den acht heidnischen Feiertagen. Als längjähriger Wicca unterrichtet er seit vielen Jahren und hält manchmal Gastvorträge ein heidnischen Festivals. Er war der erste Repräsentant für Wicca im Kasns City Interfaith Council. Er ist auch Mitglied der heidnischen Band Spellboudn.

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Ich bedanke mich herzlich bei Mike Nichols für die Erlaubnis diesen Text zu übersetzen und veröffentlichen zu dürfen!

 

Erstmalige Veröffentlichung auf Sternenkreis 2005

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