Dieser Artikel soll euch einen guten Überblick über das Yulefest geben.
Tabelle zu Yule
- Namen:
Jul, Yule, Mittwinter, Wintersonnenwende, Alban Arth(u)an, Meán Geimhridh, Sonarblót, Solstituum, Weihnachten, Weihenächte, Weihezeit. - Kategorie:
Sonnenfest. Im Wicca Nebenfest - Datum:
Längste Nacht des Jahres, in der heutigen Zeit wechselnd zwischen 21. und 22. Dezember - Astrologischer Zeitpunkt:
Sonne 0° (Anfang) im Steinbock - Bedeutung im Jahresrad:
längste Nacht des Jahres, Wiedergeburt - Rückkehr des Lichts / Sonne, Beginn der Reinigungszeit - Symbole:
Hirschgeweih, Sterne, Sonnen, Spiegel, Höhlen, Krippe, Immergrüne Pflanzen, Norden, Mitternacht - Tiere:
Bär, Hirsch, Zaunkönig, Esel, Stier - Farben:
Rot, Grün, Gold, Weiß, Silber - Pflanzen:
Mistel, Tanne, immergrüne Pflanzen, Stechpalme, Efeu - Zeitpunkt:
Mitternacht, erster Stern - Götter:
Artus, Mabon, Baldur, der Grüne Ritter, Dagda, Angus (Oengus), Osiris-Horus, Jeheshua (Jesus), Apollo, Attis, Mithras, Aion - Göttinnen:
Holle / Perchta, Cailleach, Modron, Boand, Isis, Maria, Amaterasu, Persephone / Kore / Proserpina, Sunna, Skadi
Allgemeine Bedeutung – Kurzübersicht:
Yule ist die längste Nacht des Jahres. Zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr ist der Schatten, der von Menschen und Gegenständen geworfen wird so lange wie an diesem Tag. Wie zu Mittsommer der Höhepunkt der Sonne erreicht ist und so der Wendepunkt eintritt, so tritt auch hier der Wendepunkt ein. Das Licht kehrt zurück, die Sonne wird als Kind des Versprechens (wieder-)geboren. Mittwinter hatte für die frühzeitlichen Menschen eine größere Bedeutung als Mittsommer. Es war der Winter, der den Menschen am meisten abverlangte und dessen Ende wohl am meisten herangesehnt wurde. Einige Autoren sind der Meinung, dass dies eines der universalsten und ältesten Feste der Menschheit überhaupt sei. In gewisser Weise ist dies wahrlich ein Fest des Friedens, das sehr viele Kulturen und Menschen durch eine sehr ähnliche inhaltliche Symbolik miteinander verbinden kann.
Bei den Gaelischen Kelten scheint das Jahr mit der Dunkelheit (zu Samhain) zu Beginnen. Bei den meisten antiken Völkern begannen Feste zum Sonnenuntergang des Vorabends, also wieder mit der Dunkelheit. Auch menschliches Leben beginnt in der Dunkelheit des Schosses der Mutter zu wachsen. Diese Tradition schlägt sich auch bei den Festen nieder und vor allem die Mittwinterfeste sind noch stark von diesem Brauch gekennzeichnet und zeigen ihr Alter an. Um diese Zeit des Jahres ranken sich eine Vielzahl von Bräuche und Überlieferung, die wir auch heute noch Feiern und deren Bedeutung oft vergessen wurde. In der südlichen Hemisphäre wird Mittwinter bei den Heiden am 21.6. gefeiert. (und obwohl es nicht so ist, wäre es wohl klüger, die ganzen Bräuche würden sich auch umkehren, der Saison entsprechend). Daran erkennt man auch, dass die Menschen früher ein qualitatives Gespür der Zeit hatten und nicht ein punktgenaues absolutes aufgrund des Datums.
Bedeutung im Wicca
Üblicherweise gebiert die Göttin den Sonnengott, der sich zu Beltane selbst gezeugt hat und zu Lughnasad geopfert wurde. Wenige Coven halten die Tradition des Zweikampfes in Ritualen aufrecht. Es wird gesagt, dass der junge Gott, mit jedem Tag der Raunächte um ein Jahr wächst. Oft wird die Göttin hier immer noch als die Alte gesehen, als Cailleach und mit der Farbe Schwarz assoziiert. Gleichzeit ist sie auf einer anderen Ebene allerdings auch die Mutter mit Rot assoziiert. Für mich steht hier qabbalistisch ganz stark Binah im Vordergrund, die 3. Sephirah und weibliches Prinzip welche auch als Aima, die strahlende fruchtbare und Ama die dunkle, unfruchtbare Mutter gesehen wird. In den Bildern, sobald das Sonnen-Kind da ist, wird die Göttin eher mit Roten und Grünen Farben assoziiert um die erneut kommende Fruchtbarkeit des Landes zu symbolisieren. Magisch gesehen ist allerdings die noch schwarz gekleidete Alte passender, ansonsten hätten wir im Jahresrad zweimal die „rote“ Herrin. Andererseits könnte hier auch wieder ein Bezug zur QBLH helfen, denn Binahs Farbe auf der göttlichen, archetypischen Ebene ist Karmesinrot und auf der Erzengel, der erschaffenden, gestaltenden Ebene Schwarz.
Die gesamten folgenden Bräuche und Traditionen können in die Wicca-Praxis mit einfließen und tun es auch sehr oft.
Ethymologische Bedeutung - die vielen Namen des Festes
Jul bedeutet ethymoligisch wahrscheinlich „Rad“, allerdings ist das nicht ganz sicher, denn der eigentliche Ursprung des Wortes liegt im Dunkeln.. In der Literatur findet sich oft als Übersetzung „Rad des Lebens“ oder „Jahresrad“, symbolisch für den Sonnenlauf verstanden, was aber nicht ganz korrekt ist, sondern bereits eine Interpretation. Einige Theorien gehen soweit dies als Entlehnung aus dem latenischen julius zu nehmen – nur das die Germanen diese Bezeichnung bei der Übernahme des römischen Kalender auf die Mittwintermonate übertragen hätten. Weiter wird noch eine Verwandtschaft mit dem lat. ioculus (=heiter) gesehen. Das passt in so weit, als dass die Englische Variante mit dem Wort „jolly“ in Verbindung gebracht wird. Die nordischen Ausdrücke jól und júl sind auch mit dem Englischen Yule verwandt. Das Gotische und Angelsächsische kennt dasselbe Wort als Monatsname wobei erster und zweiter Julmonat bezeichnet wird. Hier ist unterschiedlich, ob Januer Februar, oder November, Dezember damit gemeint sind. Die Frage, ob denn nun der Monat nach dem Fest benannt wurde oder das Fest nach dem Monat ist nicht zu klären. Nach einer Quelle soll es sich dabei um ein Pluralwort handeln – was die Feierlichkeiten auf mehrere Tage verlängert.
Alban Arth(u)an wird als „Licht des Arthus“ übersetzt, könnte allerdings auch mit „Licht des Bären“ (gemeint ist das Sternbild, welches auch als „Sternenheim“ des Arthus gesehen wurde, welches auch den Namen „Wagen des Arthus“ trug) übersetzt werden.
Meán Geimhridhist irisch-gälisch und bedeutet schlicht: „Mitte des Winters“. Diese Bezeichnung habe ich allerdings nur in einer Quelle gefunden.
Sonarblót(Sonarblod) bedeutet Sonnenopfer und deutet wohl auf einen germanischen Brauch hin.
Mittwinter deutet nicht auf die Mitte des Winters hin, sondern markiert einen der beiden Wendepunkte. Wir alle wissen, dass es gerade in unserer Zeit meist anschließend noch richtig kalt wird – allerdings ist der Hoffnungsschimmer am Horizont aufgrund der länger werdenden Tage bereits wieder zu sehen.
Solstituum kommt vom Lateinischen sol stetit und bedeutet „Sonnen-stillstand“. Davon leitet sich auch das Englische Wort „Solstice“ ab. Dieser Ausdruck zeigt an, dass die Sonne ungefähr 6 Tage um Mittwinter herum am gleichen Ort aufzugehen und am gleichen Ort unterzugehen scheint und somit „still zu stehen“ scheint. Dies zeigt und auch, dass das urspr. ein Fest war, dass nicht astronomisch Punkt genau gefeiert wurde – denn auch in New Grange sind es mehrere Tage, an denen die Sonne auf die Kammer trifft. (nach einer Quelle 4, nach einer anderen 6 Tage vor dem astronomischen Zeitpunkt und 6 Tage nachher).
Weihnachten ist ursprünglich ein Dativ Plural ze den wihen nahten „an den heiligen Nächten“. Der Plural geht sicherlich darauf zurück, dass an mehreren Tagen gefeiert wurde.
Im folgendem benutze ich Weihnachten auch für die heidnischen Feste die zu diesem Zeitpunkten stattfinden. Christfest benutze ich ausdrücklich für christliche Weihnachtsbräuche oder wenn ich mich auf die christliche Tradition beziehe.
Sonnenstand und Sternenstand:
Die Sonne hat ihren südlichen Wendepunkt erreicht und steht an ihrem niedrigsten Punkt, 23° unterhalb der Ekliptik.
Polaris kennzeichnet das Ende des Handgriffs des Wagens und ist ein wichtiger Stern zur Orientierung. Das Sternbild des großen Bären / Wagens gehört auch zu den Sternbildern, die ganzjährig zu sehen sind. Dieses Sternbild hat eine gewisse Wichtigkeit für das Fest, wie der Name Alban Arthuan andeutet.
Spirituelle Bedeutung
Die Spirituelle Bedeutung der Mittwinterfeierlichkeiten sind vielschichtig und leiten sich von der Lichtsymbolik und Wiedergeburtssymbolik ab. Vorher herrschen aber Dunkelheit und Tod. Ziriah Voigt macht auf einen wichtigen Aspekt aufmerksam, nämlich jenen, dass die vielen Lichterketten in unserer Zeit eine Flucht vor der Dunkelheit darstellen könnten. Ich stimme dem zum Teil zu und sehe es als ein Allgemeines Problem an, dass „wir“ Schwierigkeiten haben und „Dunklen“ Dingen zuzuwenden und diese oft vernachlässigt werden, bzw. wenn möglich ignoriert. Dies wird auch wissenschaftlich dadurch unterstützt, dass es die Tendenz gibt, dass jene Familien mit den stärksten finanziellen Problemen umso mehr Weihnachts- und Lichterdekorationen aufstellen, vor allem auch auf Balkone und in Vorgärten. (Tendenz! Bitte jetzt nicht kategorisch jeden mit einem Hang zum Kitsch zum „Sozialhilfempfänger“ machen).
Besondere Kultorte:
New Grange (Brú na Bhoinne oder An Liamh Greine – Höhle der Sonne) ist eine Grab- oder Tempelanlage in Irland im Tal des Boyne River. Ungefähr eine Woche vor und nach Mittwinter tritt die Sonne durch ein schmales Fenster in den Tempel, wandert fast 15 Minuten einen ca. 17 Meter langen Gang entlang und trifft am Ende auf einen Stein auf den Spiralen dargestellt sind. Das Alter der Anlage wird auf 5200 Jahre geschätzt und ist somit älter als die Pyramiden von Gizeh und Stonehenge. Die übliche Interpretation lautet, dass der Lichtstrahl des männlichen Sonnengottes den Schoß (Höhle) der Erdmutter befruchtet.
Andere Kultorte sind Gavranis in England, Loch Crew in Irland, Long Kennet in Wiltshire und sicherlich noch weiteren. Auch mit der Scheibe von Nebra ist der Sonnenstand zu Mittwinter unter anderem erkennbar und in Stonehengen ist es durch eine Formation zu sehen, allerdings das nicht die Hauptausrichtung der Anlage.
Die Bedeutung der Sonnenwenden zeigt sich auch in der Ägyptischen Architektur. In den großen Tempeln in Karnac, Theben und Abydos wird ein Sonnenstrahl an diesen Tagen ins Herz der Tempelkammer geleitet.
Quellen:
Diverse Unterlagen unter anderem von der OBOD, meinem früheren Coven und persönliche Aufzeichnungen
Eilthireach A' Chuibhle Mhor
Janet & Stewart Farrar: A Witches Bible
Sigrid Früh: Rauhnächte
Wörterbuch der Antike.
John und Caitlin Matthews: The Winter Solstice
Manfred Becker-Huberti: Lexikon der Bräuche und Feste.
Online:
Die-Dunkle-Dimension
Schlangengesang
Advent ist im Dezember
Das schwarze Netz
Weiterführende Literatur:
Sigrid Früh: Rauhnächte
John und Caitlin Matthews: The Winter Solstice
Gardenstone Göttin Holle
Buchrezensionen auf Sternenkreis zu Yule