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Spirituelle Trauer und Sterbebegleitung
- Morgenstern*
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Ich bin als Trauer und Sterbebegleitung tätig und falle dort mit meinem "Glauben" doch immer wieder auf.
Es fing in der Ausbildung an, mit der Beantwortung der Frage: "Welcher Relgionsgemeinschaft gehören sie an?"
und ich antwortete "... Heide oder neudeutsch auch Pagan genannt..."
das wurde erstmal mit Satansanbetung gleichgesetzt.
Es dauert ein weilchen bis ich die Ausbilderin überzeugen konnte, das ich nichts "Negatives" verbreite und andere nicht "missionieren" will, sondern ganz neutral mit verschiedenen Glaubensrichtungen arbeiten kann.
Nun arbeite ich seid einigen Wochen mit einem Bestattungshaus zusammen und führe dort einmal im Monat ein sogenanntes Trauerkaffee.
In dem dazu gefertigten Flyer stelle ich mich - unter anderem - als Spirituelle Lebensberaterin vor.
Das wurde von einer Kollegin gleich als sehr suspekt eingestuft und damit würde ich dem Ruf des Hauses schaden.
Denn Spirituell hat ja was mit Spiritismus zu tun und die reden mit Geistern und so einen Quatsch.
Ich kann ihr leider nichts erklären, da sie mit mir nicht darüber reden mag und mich seidem mehr oder weniger ignoriert (misstrauisch beäugt).
Kann ein Wort welches man nicht genau versteht, wirklich so viel Angst machen.
Wie kann ich dem entgegen gehen, ohne das ich meine Grundlage verschweige und damit den Großteil der Klienten abschrecke.
Den Teil den ich ansprechen möchte, muss ich ja auch erklären können, auf welcher Grundlage ich arbeite.
Wobei ich kein Problem habe christlichen Gedankengut in die Trauerreden einzufügen und ähnliches.
lieben Gruß
Morgenstern*
Jeder Mann, jede Frau ist ein Stern *
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da hast du dir ja was Nettes eingehandelt

Ob du deiner Kollegin in irgendeiner Weise klarmachen kannst, was du tust bzw. woran du glaubst, das weiß ich nicht. Dummerweise kann so ein Halbwissen über Fremdwörter viel Unheil anrichten. Vielleicht hilft es ihr ja, wenn du ihr ein Wörterbuch schenkst....
Wichtig ist in beruflicher Hinsicht folgender Punkt: Wo und unter welchen Umständen macht sie diese Bemerkungen über deine Arbeit? Vor Kunden/Klienten? In dem Fall solltest du dringend mal mit dem Bestattungsinstitutschef sprechen. Zum einen, damit zumindest ihm klar ist, inwieweit dein Glaube deine Arbeit beeinflussen kann/könnte bzw. wie du arbeitest, zum anderen, damit er ggf. vermitteln kann zwischen euch beiden. Denn es kann ja auch nicht wirklich in seinem Interesse sein, wenn die Dame seine Kooperationspartner madig macht.
Ich drücke dir die Daumen, dass du einen Weg findest!
Liebe Grüße,
Robin
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- Morgenstern*
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danke für deine Worte.
Das Bestatterehepaar und ich verstehen uns recht gut. Mit ihnen ist es kein Problem.
Sie sind relativ jung und neu in der Brance und wollen durchaus neue Wege gehen.
Waldbestattung, freie Trauerredner (wenn ich mich endlich trauen würde *seufz*), auch in die Heidnische Richtung.
Sie haben allerdings ein Geschäft gepachtet, das alteingessessen ist und auf denen die Besitzer immer noch ein Auge habe.
Alleine schon das Verändern der Fensterdeko war ihnen ein Dorn im Auge.
Aber wir arbeiten dran.... Schritt für Schritt.
Lieben Gruß
Morgenstern*
Jeder Mann, jede Frau ist ein Stern *
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ich kann deine erfahrungen gut nachvollziehen! ich hab die ausbildung zur sterbe- und trauerbegleiterin 2008/2009 in berlin gemacht, und da bin ich auch immer wieder mit meiner naturreligiösen überzeugung angeeckt.
es ist, denke ich, auch superschwer, in deutschland in diesem bereich beruflich fuss zu fassen, da fast alle trauerarbeit in kirchlicher hand ist. finde ich in deinem fall ausserdem echt schön und bemerkenswert, dass sich ein bestatter ein trauercafé mit professioneller betreuung leistet!das hat man ja auch eher selten...
ich habe damit gute erfahrungen gemacht (zumindest unter meinen kolleginnen, mich immer wieder und wieder zu erklären. das ist zwar sehr mühsam, aber ich denke immer, je mehr die leute wissen über das, was wir glauben und tun, desto weniger macht es ihnen angst. ich verteil dabei auch gerne buchtips, für die, die sich wirklich interessieren. auch wenn die gute fachliteratur oft nur auf englisch verfügbar ist, finde ich die bücher von vicky gabriel immer gut als tip.
ich wünsch dir auf jeden fall langen atem und weiterhin viel glück und erfolg mit deiner wichtigen arbeit! und ich denke, auf lange sicht wird spirituelle trauer- und sterbebegleitung immer mehr nachgefragt werden, weil immer mehr menschen nach befriedigenderen antworten jenseits der großen monotheistische religionen suchen.
liebe grüße aus dem norden
maiica
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Erst mal finde ich es klasse, dass du dich dieser Arbeit annimmst. In einer Zeit in der 50% der Menschen in Deutschland nicht Christen sind ist es wichtig, dass auch Menschen mit anderen Konfessionen bestimmte Aufgaben übernehmen. Zumal es ja meist eher um die Anschauung der Trauernden und selten um die "Meinung" und den "Glauben" der entsprechenden Leiter geht.
Zu deiner Kollegin. Es ist eindeutig, dass sie Worte benutzt, deren Bedeutung sie nicht kennt und deren imaginäre Bedeutung sie ängstigen (was sie wahrscheinlich aber nie zugeben würde).
Wie ist denn die Zusammenarbeit mit ihr? Könnt ihr auf eine Sachebene zusammenarbeiten oder ist das "Firmenziel" dadurch gestört?
Ich lass dich mal an meiner Erfahrung teilhaben, vielleicht hilft dir das, oder gibt dir Anregungen:
Persönlich halte ich es so, dass ich meist davon spreche naturreligiös zu sein. Darunter stellen sich die meisten etwas nettes vor (das mag mehr oder weniger richtig sein, und natürlich ist es ja prinzipiell nichts falsches, da Naturreligion ja auch lebensbejahend ist

Die kriegen dann meist eine Erklärung in mehr oder weniger diesem Stil:
- Ich glaube daran, dass es eine Göttliche Schöpferquelle gibt, welche außerhalb der Schöpfung liegt, aber auch die Schöfpung selbst ist. Alles was uns umringt, so auch wir selbst sind Teil des Göttlichen (Panentheismus).
- Entsprechend gibt es viele Kräfte, die wir manchmal als Götter bezeichnen (Polytheismus).
- Da es in der Natur zwei Geschlechter gibt, gibt es für mich auch eine Göttin und ein Gott. (Göttin)
- Unsere Feste orientieren sich am Jahreskreis und an jahreszeitlichen Ereignissen. Es ist an ein zyklisches Denken von Tod und Wiedergeburt verknüpft(Zyklisches Denken) .
- Da die Natur für uns ein wichtiger Maßstab ist, gibt es keine absolute Wahrheit: Während wir auf der Nordhalbkugel am 21. Dezember den kürzesten Tag und die Rückkehr der Sonne feiern, ist auf der Südhalbkugel am selben Tag der längste Tag und der Höhepunkt der Sonnenkraft. Entsprechend kann eine Feierlichkeit die am 21. Dezember stattfindet nicht für alle die gleiche Gültigkeit besitzen. Dies unterstreicht, dass es keine absolute Wahrheit gibt.
- Entsprechend gibt es auch kein heiliges Buch in dem die "Wahrheit" steht oder eine für alle gültige "Offenbarung".
- Dies gilt auch für die Ethik. Es gibt kein absolutes Böses. Kraft ist neutral, es ist die Intention, die den Unterschied macht. Jede/r entscheidet selbst über seine Taten und trägt die Verantwortung für das was er oder sie tut. Es wird darauf geachtet, den Mitmenschen und die Natur möglichst nicht zu schaden und zu respektieren und achten, aber Fehler passieren und für diese muss dann jeder selbst die Verantwortung übernehmen. Verzeihung kann man entsprechend von demjenigen erhalten, der geschadet wurde. Der freie Wille eines jeden Menschen ist entsprechend zu achten.
Das ist in den ungefähren Worten eine "Kurzerklärung" meiner Religion, die ich mir mal ausgedacht habe, um das wichtigste in Kürze einem Interessierten darzustellen. Ansonsten habe ich mich früher gerne in langen Vortragserklärungen verfangen

BB
Ishtar
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so ähnlich stelle ich mich auch vor.
Im Trauercaffee selbst wurde die Erklärung von: Ich bin Naturreligös .."
eigentlich - zumindestens das offensichtliche- gut aufgenommen.
Es gab in der Gruppe niemanden der ein komisches Gesicht zog, im Gegenteil es gab viele mit vielen Fragen und bei einigen auch zustimmendes Nicken bei meinen Erklärungen.
Mit der Kollegin arbeite ich selten zusammen, wie sehen uns nur ab und zu wie jetzt z.B. beim Verteilen der Weihnachtsgeschenke und im Trauercaffee.
Wie schon gesagt, ignoriert sie mich seidem. Begrüsste mich kaum um sich gleich wieder abzuwenden.
Ich spüre eine furchtbare Unsicherheit (obwohl sie nach Außen sehr selbstbewusst wirkt) - wenn nicht sogar Angst bei ihr.
Und solche eine difuse unbegründetet Angst halte ich für sehr gefährlich.
Sie könnte durchaus anfangen zu mobben, spricht dem Eigentümer ihre Meinung erzählen, irgendwelche Gerüchte verbreiten oder ähnliches.
Was es nicht nur mir, sondern auch dem jetztigen Pächterehepaar schwer machen könnte.
Ich hoffe das sich diese Unsicherheit in der Zusammenarbeit mit mir in nächster Zeit wieder legt.
Wir werden öfter miteinander zu tun haben und ich werd halt versuchen, sie zu überzeugen, das ich trotz meines "Glaubens" ganz nett und fähig bin.
Ich setzte jetzt mal auf die Taten und die Zeit, anstatt auf gute Worte.
lieben Gruß
Morgenstern*
Jeder Mann, jede Frau ist ein Stern *
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Morgenstern* schrieb:
Ich glaube, du hast da ein sehr gutes Gespür.Ich spüre eine furchtbare Unsicherheit (obwohl sie nach Außen sehr selbstbewusst wirkt) - wenn nicht sogar Angst bei ihr.
Und solche eine difuse unbegründetet Angst halte ich für sehr gefährlich.
Ja, das könnte passieren. Aber solange sie nichts in diese Richtung tut, würde ich da nichts unternehmen. Du hast ein sehr gutes Gespür, vertraue darauf, dass du rechtzeitig etwas merken wirst.Sie könnte durchaus anfangen zu mobben, spricht dem Eigentümer ihre Meinung erzählen, irgendwelche Gerüchte verbreiten oder ähnliches.
Was es nicht nur mir, sondern auch dem jetztigen Pächterehepaar schwer machen könnte.
Das finde ich ist die beste Einstellung für so eine Situation. Überzeugungsversuche würden eh nur mehr Widerstand und Angst auslösen. Sie muss dich ja nicht mal nett finden, ihr müsst nur dort, wo's notwendig ist, zusammenarbeiten können.Ich setzte jetzt mal auf die Taten und die Zeit, anstatt auf gute Worte.
Ich wünsche dir viel Ausdauer
BB
Ishtar
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