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Mittsommer in der Vorzeit

In der Le Placard Höhle bei Charente (Frankreich) wurde ein geschnitztes Stück Hirschgeweih "Smiling Fox bâton" (Stock des lächelnden Fuchses) gefunden. Die Ritzmarkierungen sollen sich auf den Sonnenzyklus beziehen und es gilt als die erste Aufzeichnung des Sonnenzykluses.
Die Markierungsart des Sonnen- oder Mondzyklus auf Hirschgeweih und Knochen wurde mit der Zeit ausgefeilter und  wahrscheinlich von einem Beobachter, der an einer bestimmten Stelle stand, evt. durch einen Stein oder Pfahl markiert aufgezeichnet. Vielleicht dienten markante Bergspitzen oder bearbeitete Steine auf Hügeln als derartige Marker. Später entwickelten sich die Megalithkulturen und bauten Steinkreise wie Stonehenge, oder das Sonnenobservatorium von Goslar, die als riesige Observatorien dienten. Wenn die Sonne über einen Markerstein oder Stab aufging wussten die Menschen, dass die Sommer (oder Winter) Sonnenwende da war. Auch die Tag- und Nachtlgleiche könnte so dargestellt worden sein.  Die große Bedeutung dieser Feste wird uns klar, wenn wir uns z.B. Stonehenge ansehen und darüber nachdenken wie viele Steine unsere Vorfahren transportiert  und versetzt haben um dieses Observatorium zu schaffen, wie wichtig es ihnen war. Die korrekte Einschätzung der Jahreszeit war wahrscheinlich besonders für Ackerbaukulturen wichtig, um zu wissen wann die beste Zeit zum säen ist.

 

Le Placard Höhle von Jack Ma Wikimedia
Le Placard Höhle von Jack Ma Wikimedia

Nach manchen Theorien würden bestimmte Steine oder Pfähle sehr lange Schatten in das Herz "Sonnenuhr" werfen und je nachdem was in der Mitte war ein Hinweis auf eine "Heilige Hochzeit" sein. Dies könnte auf der nördlichen Halbkugel aber nur für die Wintersonnenwende zutreffen, da der Schatten dann am längsten ist.


Antikes  China
Angeblich ist hier die frühste schriftliche Aufzeichnung über die Sommersonnenwende zu finden, die auf 2254 vuZ datiert wird. Hier habe ich einen Widespruch in der Literatur gefunden. So spricht die eine davon, dass Yang (männlich) dominiert und sich komplett über die Erde ergiesst, eine andere spricht davon, dass die Sommersonnenwende Yin dominiert und somit weiblich dominiert ist. Gaben wurde dargebracht umd die Fruchtbarkeit der Erde zu sichern. Als Gegenpol wurde nach der einen Quelle die Wintersonnenwende als männlich dominiert gesehen und die Konzentration lag auf dem himmlischen. Zusammen fungierten die beiden als Waage des Jahres.

Mesopotamien
Riten der Ishtar und ihres Sohn-Geliebten Tammuz fanden ebenfalls jetzt statt. Unklar ist allerdings was es genau für Riten waren. Der Monat Tammuz entspricht unserem Juni / July und ist der 7. Monat des arabischen Kalenders und der 4. Monat im Hebräischen Kalender. Der Name wurde wohl vom Babylonischen Kalender übernommen, wo er zu Ehren des Gottes Tammuz benannt wurde. Passend wäre die Verkündung der Inthronisation, dies ist allerdings sehr spekulativ.


Kelten
Wir wissen eigentlich sehr wenig über die eigentliche keltische Religion, das meiste wurde rekonstruiert, die Quellen sind relativ dürftig - und dies obwohl sich viele Heiden heute auf keltische Wurzeln beziehen. Der einzige wirklich guter Indikator sind die Brauchtüme, die Folkcraft, welches auch der einzige Weg wie der Alte Glaube weitergeführt werden konnte. Hier sind vor allem die Freudenfeuer auf Hügeln ausschlaggebend, die in vielen anderen LÄndern ebenfalls mit Mittsommer assoziiert wurden.

Altamerika
Die Natchez Indianer verehrten die Sonne und glaubten, dass ihr Anführer von ihre Abstammte.
Bei den Hopi  Arizonas tanzten maskierte Männer mit leuchtenden Farben udn Federn. Sie repräsentierten die Kachinas, geister des Regens und der Fruchtbarkeit die auch Bote zwischen Menschen und Göttern waren. An Mittsommer verlassen die Kachinas das Dorf um in die Berge zurückzukehren. Während sie ein halbes Jahr dort verbringen besuchen sie die Toten.
Die Anasazi besitzten eine Wand, die vom Sonnenaufgang der Sommersonnenwende beleuchtet wurde
Die Tempel der mexikanische Teotihuacan Kultur waren nach dem Sonnenaufgang der Sommersonnenwende orientiert, was wohl auch für Mayas, Inkas und Aszetekn zutreffen soll.


Nordische Tradition
Die Sachsen begannen ihr Jahr zu Mittwinter und Mittsommer war der Mittelpunkt des Jahres. Die Bezeichnung "Vor Litha" für Juni und "Nach Litha" für July brachte die logische Spekulation mit sich, dass das Mittsommerfest Litha heißt. Zu Mittsommer brachte Thor, der Gott des Donners oft Gewitter. Die Germanen feierten mit großen Feuern. Das langanhaltende Licht zu Mittsommer ist ein großer Kontrast zur Dunkelheit und MItternachtssonne des Winters. In Finland werden zu Mittsommer Birkenpfähle errichtet um die Tänze stattfinden, ähnlich wie die Maytänze.

In Dänemark wird Mittsommer Sankt Hans (Johannes) genannt. Bis 1770 war es offiziell ein Feiertag. Es findet ebenfalls bereits am Vorabend statt. Auch hierzulande sammelten die Weisen Frauen und Männer ihre Kräuter. Heilende Quellen wurden besucht und große Feuer entzündet. Die Wasserquellentradition ist heute weggefallen, aber die Freudenfeuer werden am Strand oder an Flüßen. In 1920 zur Erinnerung an die Hexenverbrennungen wurde eine Stohhexe zu diesem Zeitpunkt verbrannt. Angeblich stammt dieser Brauch aus Deutschland. Nicht allen Dänen gefällt er. An der Feierlichkeit an sich erkennt man die vorchristlichen Wurzeln des Festes, denn warum sollte ansonsten ein hauptsächlich protestantisches Land ausgerechnet ein so großes Fest für einen katholischen Heiligen abhalten... Das Christentum wurde hier erst 965 uZ offizielle Staatsreligion. Neuerdings treffen sich Abiturienten und werfen einige ihrer Schulhefte in die Feuer wenn sie die letzten Prüfungen bestanden haben. Sie sind an ihrer speziellen Kleidung leicht zu erkennen.
Der Poet Holger Drachmann hat 1885 eine Mittsommerhymne komponiert, midsommervise (Vi elsker vort land), die von P.E. Lange-Müller vertont wurde und an diesem Abend bei den Feuern gesungen wird. Allerdings ist auch eine andere Melodieversion der Popband Shu-bi-dua im Umlauf.

In Finland hieß die Sommersonnenwende früher Ukon juhla nach einem Finnischen Gott Ukko. In einigen Orten wurden die Feuer nebeneinander aufgestellt und der größte  Ukko-kokko  (Feuer des Ukko) genannt. Leider ist Mittsommer heute in Finland hauptsächlich ein Fest des Alkholos und "sich die Kante geben" so stark, dass die tödlichen Unfälle oder andere Mortalitäten wie z.B. betrunken ertrinken an diesem Wochenende jeweils einen Höhepunkt erreichen.



Spanien
Mancherort findet in Spanien am Vorabned des Johannistags Feuerlaufen statt. Drei Mädchen, welche "die Reinen" genannt werden tragen Körbe mit Brot auf ihren Köpfen. Pferderennen und Tanze ist ebenfalls Teil des Festes genauso existiert mancherorts auch ein Fest mit Namen La verbena. Allerdings fand ich das Wort als verbenas auch in Zusammenhang mit anderen Festen um dieses Datum. Was es genau beinhaltet konnte ich bisher nicht ausfindig machen.
Auch Stierkämpfe, welches den Spaniern trotz Tierschutzproteste immer noch Heilig ist und definitiv heidnische Wurzeln hat,  finden zu dieser Zeit statt.


Afrika
In Nordafrika (vor allem Marokko und Algerien) werden am Mittsommervorabend Feuer entzündet zu ehren der Fatima, Mohammeds Tochter. Fatima war wahrscheinlich eine vorislamische Göttin oder verschmolz mit ihr.
In Swasiland (südliche Hemisphäre, also um 21. Dezember) beginnt das Jahr zu Mittsommer. Fällt dies mit Vollmond zusammen wird eine besondere Zeremonie, Incwala, um die Kraft des Königs zu erneuern abgehalten. Jungfrauen bringen Äste eines besonderen Baumes. Der KÖnig nimmt einen Stab als Symbol der Fruchtbarkeit und berührt einen schwarzen Stier damit, welchen Jugendliche dann als Opfer fangen würden. Am nächsten Tag isst der König grüne Nahrungsmittel als symbol des neuen Jahres. Das Volk feiert ausgelassen. Zu Sonnenuntergang wird der KÖnig als Tier verkleidet udn sich entsprechend benehmen und das alte Jahr seinen Kriegern zu zeigen. Am nächsten Tag werden seine  wangen weiß bemalt, symbol des MOndes. Am letzen Tag werden die Ritualgegenstände verbrant und der König gewaschen, das Wasser als repräsentant des kommenden Regens.


Baltikum, Osteuropa, Slavische Länder

Bei den Bulgaren wirbelte die Sonne Schwerter um sich selbst an diesen Tag - warum genau konnte ich bisher nicht heruasfinden (evt. ein Anklang an einen Königskampf?) Allerdings verlor die Sonne ihren Weg, der ihr von der Jungfrau der Morgenröte gezeigt werden musste (hier könnte eine Geschichte über den Weg des Heros anklingn). Das Fest wurde mit Tänzen, Gesängen, Prozessionen gefeiert.

Die Serben glaubten, dass die Sonne zu Mittsommer sich ihrer Sterblichkeit bewusst wurde und vor lauter Angst drei mal an der selben Stelle auf udn ab ging.

In Polen hieß es, dass die Sonne im Fluß badete und des ganzen Tag tanzte, während auf der Erde Mädchen deosil tanzten und sangen um die Sonne zu ermuntern.

In Slovenien verschmolzen die Mittsommerfeierlichkeiten mit dem Tag der Unabhängigkeit am 25. Juni. Musik, Essen, Trinken, Feuerwerk. Allerdings gehen diese Feierlichkeiten auf ältere Bräuche zurück. Eine tradition ist es Berge und Hügel hinauszukletten (vielleicht auch hier um früher Feuer zu entzünden?)

Russland feierte den Tod des Vegetationsgeistes. Kupalo. (Diese Gottheit wird entweder als Wassergöttin oder als anderer aspekt des geopferten Gottes Jarilo gesehen). Auf jeden Fall ist es eine Gottheit die zu Mittsommer dominiert. Am Vorabend machten sie eine Strohpuppe und kleideten sie in Frauenkleidung mit einer Blumenkrone. Ein Sommerbaum wurde geschmückt und Marena (Winter oder Tod) getauft. An einem gedeckten Tisch wurde die Figur Kupalo daneben platziert. Am nächsten Tag wurden die Ornamente entfernt und die Puppe in einen Fluß geworfen. Einer anderen Quelle zufolge wurde Kupalo auseinandergerissen und über die Felder verstreut.

In Ungarn wird ein Feuer für Schweineherden entzündet indem sie am Vorabend ein Rad um eine hölzerne Achse drehen. Die Schweine werden dann durch das Feuer getrieben um geschützt zu werden.

Im Baltikum wurde Ligo gefeiert, was auf und ab bedeutet weil sie davon ausgingne, dass die Sonne den ganzen Tag tanzte. Die Leute blieben am Mittsummervorabend die ganze Nacht wach in der Hoffnung den Tanz der Sonnengöttin zu sehen, wenn sie die Sonne aufgeht. Saule hieß die Sonnengöttin und ihre jüngere Form war ihre Tochter die Morgenröte. Feuer wurde auf einem Pfahl auf Hügeln entzündet, drum herum wurde getanzt und gefeiert. In heiligen Wassern und Flüssen wurde gebadet. Diese flossen nach Osten in Richtung der Aufgehenden Sonne. Dies sollte Gesundheit und Glück bringen, vor allem für Leute die nach einem passenden Partner suchten. An diesem Tag durfte das Herdfeuer ausgehen und es wurde mit sehr viel zeremoniell wieder entzündet. Moderne Lithauer nennen das Fest jetzt Rasa
     
In Lettland wird Mittsommer Jani genannt. Auch hier wird mit Freudenfeuern gefeiert. Während der Sowjet- Ära wurden diese verbannt und kommen nun langsam zurück. Auch hier gehört das ernten der Kräuter zum Fest.


Besondere Kultorte

 

Bildnachweise:
Höhle von Placard: Von Jack ma - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

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