Der Dia de Muertos, Tag der Toten, ist ein mexikanisches Fest zu ehren der Verstorbenen, die an diesem Tag auch die Lebenden besuchen können.
Dia de Muertos vor Kolumbus (1492):
Das Fest, das später zum heutigen Día de Muertos wurde, wurde ursprünglich Anfang August gefeiert und dauerte einen kompletten Monat. An der Spitze des Festes stand die Göttin Mictecacíhuatl (auch Mictlancihuatl) die „Herrin der Toten“, manchmal auch als „Herrin des Schneidens der Nabelschnur“ bezeichnet. In der Aztektischen Mythologie ist sie die Herrin des Totenreiches, der 90. Ebene der Unterwelt. Mictecacíhuatl ist die Frau von Mictlantecuhtli, Herr des Totenreiches, mit dem sie manchmal zusammenarbeitet und manchmal in Konflikten verwickelt ist. Er wurde auch der „Rauchige“ genannt. Er herrschte über die neun Flüsse der Unterwelt und über die Seelen der Toten. Dargestellt wurde er als Skelett mit vielen Zähnen, schwarzen Haaren und Sternenaugen. Spinnen, Fledermäusen und Eulen standen mit ihm in Verbindung. Bei den Mayas war er als Ah Puch bekannt.
Die antiken Mesoamerikaner glaubten, dass weniger das Verhalten im Leben, sondern die Todesart einen Einfluss darauf hatte, in welches Totenreich man kommen würde.
Nach Tlalocan, dem Paradies des Tláloc, Herrn des Regens kommen jene deren Tod mit dem Wasser in Verbindung steht. Ein Ort der Ruhe und des Reichtums. Wer dafür prädestiniert war wurde nicht verbrannt, sondern vergraben.
Nach Omeyocán, dem Paradies der Sonne des Huitzilopochtli, dem Gott des Krieges, kamen nur jene, die im Kampf starben, die Frauen die während der Geburt starben und jene die sich in Gefangenschaft opferten. Sie hatten das Privileg die Sonne begleiten zu dürfen. Es war ein Ort des immerwährenden Festes.
Nach Mictlán kamen jene die eines natürlichen Todes starben. Es wurde von „Herr und Frau Tod“ regiert. Der Weg dahin war beschwerlich und es war ein dunkles Reich. Um den Weg sicher zu schaffen wurden sie von einem Hund begleitet, teilweise mit einem Hund begraben. Dieser wies ihnen den Weg zu Mictlantecuhtli, dem sie Gaben darbringen sollten, darunter Baumwolle, bunte Bänder, Decken und anderes.
Für die verstorbenen Kinder gab es einen speziellen Ort: Chichuacuauhco, mit einem Baum, von dem Milch getrunken werden konnte. Diese Kinder würden wieder auf der Erde geboren werden, wenn die heutige Rasse zerstört wurde, so dass das Leben aus dem Tod wiedergeboren wird.
Die vorkolumbianischen Totenfeiern
Zwei Monate lang wurde insgesamt den Toten gedacht. Das erste Fest wurde um den heutigen 16. Juli gefeiert. Es wurde mit der Fällung des xócotl Baums begonnen. Die Rinde wurde abgenommen und er wurde mit Blüten verziert. Während 20 Tagen wurden dem Baum Gaben dargebracht.
Um den 5. August herum wurde dann Ueymicaillhuitl gefeiert, das Fest der großen Toten. Es wurden Prozessionen gefeiert, die mit Umkreisungen des Baums beendet wurden. Es wurden Festmähler abgehalten und möglicherweise auch Menschenopfer. Eine Figur aus Beermelde od. Erdbeerspinat (bledo) wurde auf die Spitze des Baumes gestellt. Tänzer tanzten in Gewändern aus kostbaren Federn und mit Glöckchen verziert. Zum Ende versuchten die jugendlichen Männer den Baum zu erklimmen um die Figur abzunehmen. Der Baum wurde gestürzt und das Fest beendet. Es gehörte auch zum Altäre mit Gaben (ofrendas) aufzustellen, die an die Verstorbenen erinnern sollten. Diese sind der direkte Vorläufer der noch heute am Día de Muertos aufgestellten altar de muertos.
Evolution des Festes nach dem 15. Jahrhundert:
Als die Spanier im 15. Jahrhundert Amerika wiederentdeckten brachten sie ihre eigenen Totengedenkfeiern mit sich: Das katholische Allerheiligen. Während der Missionierung und Konvertierung der Einheimischen wurde der Dia de Muertos als ein synkretistisches Fest kreiert an dem die Toten die Lebenden besuchen. Das Totenfest im August wurde daher in den November verlegt. Dia de Muertos wird am 2. November gefeiert, angeglichen an die am 1. November stattfindenden katholischen Feiertag von Allerheiligen und Allerseelen.
Im 19. Jahrhundert wurden die Friedhöfe aufgrund von Seuchen außerhalb der Stadt verlegt und es entstand der Brauch den Friedhof zu besuchen. Hinzu kam auch das Tragen von schwarzer Kleidung.
Dia de Muertos heute
2008 wurde der Dia de Muertos von der UNESCO zum offiziellen kulturelles Erbe ausgerufen und wird an den Schulen als Nationalsymbol gelehrt. Die katholische Bevölkerung befürchtet den christlichen Werteverfall in der zu starken Betonung des Kulturellen anstatt des (christlich) Religiösen. Während vor allem die jugendlichen keine Probleme damit haben Día de Muertos Feierlichkeiten mit dem amerikanischen Halloween (Trick or treat vornehmlich) zu vereinen, sehen andere das kulturelle Erbe davon bedroht. Die schwierige Geschichte zwischen den USA und Mexiko tut noch das seinige dazu bei.
In den USA selbst wird heute vornehmlich in vielen Mexikanischen Gemeinschaften gefeiert. Wenn man sich die Elemente des Festes anschaut, kann man sich auch die Frage stellen, in wie weit Dia de Muertos Symbolismus nicht auch Halloween beeinflusst hat.
Die Göttin der Toten ist heutzutage durch die Figur der „La Catrina“ ersetzt worden, die vom Caricaturisten José Guadalupe Posada ursprünglich als „Calavera Garbancera“ gezeichnet worden war. Sie sollte Kichererbsenverkäufer darstellen, die sich damals wie Europäer anzogen und für solche ausgaben, obwohl sie eindeutig indigenes Blut hatten.
Typisch sind auch die sehr kunstvoll geschminkten Totenkopfgesichter, die als typischstes Erkennungsmerkmal dienen.
Heute gebräuchliche Elemente des Festes:
Calaveras, Totenköpfe, in jeglicher Art. Wie wir bereits sehen konnten, haben diese ihren Ursprung in der Darstellung des aztekischen und maya Totengottes.
Insbesondere süße Totenköpfe (calaveras, calaveritas de azucar), meist aus Zucker auf denen mit Zuckerschrift der Name des Verstorbenen aufgeschrieben wurde.
Pan de Muertos, Das Totenbrot soll die Eucharistie repräsentieren und wurde durch die missionierenden Spanier eingeführt. Es erinnert allerdings stark an die Hot-Cross-Buns. Sie werden mit Zucker und Anis verziert.
Cempazuchitl, Studendenblumen spielen eine große Rolle bei der Verzierung der Gräber und kleinen Altären. Allen voran die Studentenblume. Tatsächlich besteht ihre Symbolik darin, dass die Blume für die Sonne steht, dem Ursprung von allem und jedes Leben durch eine Blume repräsentiert wird, der so ein Teil des Ganzen wird und nicht vergessen wurde. Ein Bogen aus Blüten repräsentiert häufig ein Tor für die Seelen zur Reinigung.
Altarkerzen Idealerweise 12, es können aber auch weniger sein, wichtig ist aber, dass sie paarweise aufgestellt werden. Wenn möglich sollten sie Violett sein, als Zeichen des Schmerzes. Es können auch Kronen und Blumen aus Wachs sein. Vier Kerzen werden gerne als Kreuz dargestellt, so dass sie die vier Himmelsrichtungen markieren und den Seelen zur Orientierung dienen.
La Ofrenda, die Gaben. Man glaubt, dass die Seelen der Kinder am 1. Die der Erwachsenen am 2. November zu Besuch kommen. Neben dem Bild des verstorbenen wird Essen (pan de muerto) und Getränke, Zigarren, Spielsachen, etc. aufgestellt. Wasser ist von sehr hoher Bedeutung, damit die Seele ihren Durst nach dem langen Weg löschen kann. Häufig dabei sind auch traditionelle Gerichte wie Calabaza en tacha, ein vorkolumbianisches süßes Butternusskürbis Gericht. Auch Tejoctes gehören dazu. Tejote sind die Früchte des Crataegus mexicana (Tejocote), Steinfrucht, einer Früchte tragenden Weißdorn Art, die ein bisschen wie kleine gelbe Äpfel aussehen. Mit ihr wird der Seele der Weg zu den Verwandten geöffnet, weshalb man die Dornen dran lässt (Im Text stand explizit, dass es sich dabei um einen Ast handel, auf den Bildern sind aber nur immer die Früchte zu sehen).
Kopal als Räucherung zur Reinigung, aus Vorkolumbianischer Zeit.
Papel picado: Papel picado sind Wimpel aus Scherenschnitte und ein typisches Mexikanisches Kunsthandwerk. Es wird auf dünnem Papier hergestellt und häufig werden damit Girlanden gemacht, die Totenköpfe darstellen. Sie stellen die Freude des Festes dar.
Der Film „Manolo und das Buch des Lebens“ gibt einen schönen Einblick. La Catrina erscheint hier als Herrin der Toten und ihr "Partner" wird hier als Xibalba (Aus der Maya Mythologie der Name der Unterwelt) dargestellt.
Zusätzlich gibt es auf youtube noch einen schönen Kurzfilm von Whoo Kazoo, der den CGI Student Academy Award Godl Medal gewonnen hat.