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Das Hexenarchiv in Hamburg – eigentlich Johann-Kruse-Archiv zur Erforschung
des neuzeitlichen Hexenglaubens“ ist in Deutschland einmalig. Es leistet einen großen
Beitrag zum Verständnis der Hexen, auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Johann Kruse und die Entstehung des Hexenarchivs
„Keine Frau und Mutter soll mehr als Hexe verfolgt, misshandelt oder gar getötet, in den Wahnsinn oder zum Selbstmord getrieben werden.[...] Der Hexenwahn soll nicht mehr Haß und Feindschaft in der Bevölkerung säen.“ Kruse, Quelle: Hexenarchiv Hamburg. Durch ein Schlüsselerlebnis im Alter von 12 Jahren wurde der auf dem Land aufgewachsene Volksschullehrer Johann Kruse(1889- 1983) zum „Anwalt der Hexen“. Das Leid der als Hexen  verschrienen Frauen, die für Krankheiten, Ernteausfällen und weitere Unglückliche Ereignisse als Sündenbock herhalten mussten. Seine Lebensaufgabe wurde zum Kampf gegen den abergläubischen Hexenwahn. Sein Ziel die Verhinderung der Verbreitung des Hexenglaubens und der Hexenbanner. [„Spezialisten“ des Hexenglaubens, meist selbst Bauer, die den Hexenschaden rückgängig machen können und die Hexe bannen. Anm. d. A.] Der belesene Johann Kruse begann Artikel und Zeitungsausschnitte über Hexen zu sammeln und gründete daraufhin Ende der Vierziger Jahre das „Archiv zur Erforschung des neuzeitlichen Hexenwahns“.1951 erschien sein Buch „Hexen unter uns“ in dem er neben Fallbeispielen und Erscheinungsformen des „Hexenwahns“ auch die Aufgaben des Archivs verdeutlichte.
Das Archiv wurde schnell zu einer Anlauf und Beratungsstelle für Menschen, die als Hexe in Verruf geraten sind. Kruse begleitete einige Frauen zu den Prozessen. Von Seiten der von ihm Aufgerufenen Behörden, Universitäten und der UNESCO etwas gegen den Hexenglauben zu unternehmen, kam nur ein müdes Schulterzucken. Hexenglaube ist Aberglaube und nicht wissenschaftlich fundiert.
1978 wurde das Archiv an das Museum für Völkerkunde in Hamburg übergeben, wo es seither seinen festen Platz hat und zu Ehren des Anwalts der Hexen auf „ Johann-Kruse-Archiv zur Erforschung des neuzeitlichen Hexenglaubens“ umbenannt wurde.

Was findet man im Hexenarchiv?
Das Hexenarchiv besteht vor allem aus dem Nachlass von Johann Kruse. Es umfasst circa 200 Aktenordner mit Berichte über Hexenprozesse, Briefe, Artikel und Schriften. Auch heute ist ein Presseschnittstudio noch damit beauftragt für das Archiv Artikel zu sammeln. Daneben kann man noch Literatur, Tonbandaufnahmen, Enthexungsmittel und Ausgaben des Sechsten und Siebenten Buch Moses.[ Die angeblichen Mosesbücher Tradition der Hausväterliteratur. In ihnen sind magische Handlungen beschrieben und Anrufungen. Im Sechsten Buch befindet sich sogar eine Teufelsbeschwörung mit einem Vertrag. Anm. d. A.]
Durch den Wandel der Gesellschaft widmet sich das Hexenarchiv jetzt nicht mehr der Bekämpfung des Hexenwahns und des Hexenglaubens, sondern versucht die Informationen neu zu bewerten. Dazu gehören auch Bereiche der Esoterik und des Okkultismus, die Neue Hexenbewegung und Voodoo-Kulte, die in das Archiv mit aufgenommen wurden. Das Archiv ist eine Anlaufstelle für Leute verschiedenster Art, die sich für den Hexenglauben interessieren, oder glaube verhext worden zu sein. Viele Archivbesucher wollen über die Neue Hexenbewegung informiert werden und suchen Kontakt zu Hexen. Familien, Freunde oder Bekannte fürchten oft, dass ihr Kind, oder ihre Freundin oder ihr Freund einer „unseriösen“ Gruppe angehört und suchen nach Informationen. Oft kann das Archiv nicht weiterhelfen, z.B. bei Anfragen über Schmerzen oder Partnerschaftsprobleme. Die Archivmitarbeiter sind keine Hexen, sondern Wissenschaftliche Mitarbeiter.

Hexenforschung - ist das Wissenschaft?
Lange Zeit galt die Hexenforschung als unwissenschaftlich und wurde als Randphänomen betrachtet. In unserer Zeit hat sich das gewandelt und es gibt tatsächlich eine Erforschung des Hexenphänomens. Vor allem die große weltweite Verbreitung des Hexenglaubens trugen dazu bei, dass die Forschung dieses Thema nicht mehr ignorieren konnte. Mittlerweile sind auch auf wissenschaftlichem Gebiet sehr viele Bücher über Hexen und Hexenphänomene erschienen und auch über die Neue Hexenbewegung.

Hexen im Völkerkundemuseum die Ausstellung "Hexenwelten"
Bis zum 1.4.2002 kann man im Völkerkundemuseum Hamburg die Ausstellung "Hexen Welten" bewundern. Die Amulettsammlung des Hamburger Augenarztes Siegfried Seligmann kann man zum ersten betrachten. Auf das Phänomen Harry Potter wird ebenso eingegangen, wie auf die Darstellung der Hexen in den Medien. Interessant ist ein Stübchen in dem man sich setzen kann und in aller Ruhe gesammelte Informationen zu den Jahresfesten lesen kann. Lesenswert sind auch einige der Einträge in den Gästebüchern in denen mehrere Fragen über Hexen von den Besuchern beantwortete werden.

Weitere Verantstaltungen
Im Rahmen der Ausstellung werden weitere Veranstaltungen angeboten, u.a. ein Tarot- und ein Astrologiekurs, Orakelmalen sowie verschiedenen Rituale.
Termine finde man im Internet www.voelkerkundemuseum.com oder unter Tel. 01805 30 88 88 (24 PF/Min). Empfehlenswert ist ein Besuch der Ausstellung allemal, vor allem in Verbindung mit dem Stöbern im Hexenarchiv, das jeden Donnerst von 16.00 - 19.00 Uhr Sprechstunde hat. Weiter Termine können unter Telefon 040/ 42848-2553 oder 01805/308888 abgesprochen werden. Voranmeldung erwünscht.

Bücher zum Thema:
"Hexenwelten, Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg"
Neue Folge Band 31, 2001 ISBN: 3-86097-466-1 Ein Buch über die Ausstellung mit Berichten von Bernd Schmelz, Donate Pahnke und andere.

"Hexerei, Magie und Volksmedizin"
ISBN: 3-86097-459-9 Beiträge aus dem Hexenarchiv des Museum für Völkerkunde Hamburg


Copyright by Ishtar
Der Artikel erschien in Ausgabe 2, Lammas 2001 der Zeitschrift Hex & Co. (einen Link zur Zeitschrift findet ihr beim Meetingpoint)

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